Biodiversität und Industrienatur
Diversität von Industriestandorten
Biodiversität und Industrienatur
Industriebrachen gehören bundesweit, relativ zu ihrer Fläche, mit zu den artenreichsten Lebensräumen. Unter den Arten sind sowohl viele heimische als auch gebietsfremde Arten zu finden. Von rund 4.000 in Deutschland vorkommenden Blütenpflanzen besiedeln beispielsweise 1.500 die industriell geprägten Flächen des Ruhrgebietes. Dies sind nahezu 75 Prozent der im Land Nordrhein-Westfalen vorkommenden Blütenpflanzen und Farne, von denen landes- und bundesweit viele auf der Roten Liste stehen.
Was ist Biodiversität?
Als Biodiversität wird die Vielfalt von Arten und ihren Genen, Lebensgemeinschaften und Lebensräumen bezeichnet. Sie ist die Grundlage aller Ökosystemfunktionen.
Die Industriebrachen sind eine wichtige Grundlage der urbanen Biodiversität im zentralen Ruhrgebiet. Dadurch hat sich ein neuartiges Ökosystem etabliert, das es in der vorindustriellen Natur nicht gegeben hat. Das breite Spektrum der unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Vegetation bedingt eine große Artenvielfalt. Daher sind große und strukturreiche Industriebrachen lokale Hotspots der Biodiversität im Ruhrgebiet.
bewusst Schützen – Vielfalt erleben
Eine Vielzahl von Industriebrachen nimmt aufgrund ihrer Größe, Struktur und Biotopvielfalt eine herausragende Stellung für die urbane Biodiversität ein. Die Industrienaturflächen sind gleichermaßen Orte für Erholung, Naturerfahrung und Umweltbildung.
Umnutzungen und bauliche Veränderungen mit hohem Flächenbedarf führen zusehends zum Verschwinden der charakteristischen Lebensgemeinschaften. Ein zunehmender Nährstoffeintrag z. B. durch Fäkalien oder Ablagerung von Gartenabfällen führt zu einer Verminderung der Lebensraumqualität auf der Fläche.
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Warum Industrienatur?
... weil Industrienatur ein zentrales Merkmal des Ruhrgebietes ist und große Flächen einnimmt, die genutzt, bespielt oder besichtigt werden können. Eine Industrialisierung von über 200 Jahren hat den drittgrößten Ballungsraum Europas geschaffen, mit seinen vielfältigen Industrie- und Gewerbeflächen. Auf diesen Flächen konnte sich die Natur entwickeln, so dass im Rahmen einer jahrzehntelangen Sukzession über verschiedene Stadien von der Pioniervegetation über Stauden und Sträuchern sogenannte Industriewälder entstanden. Sie besitzen eine hohe biologische Vielfalt aus vielen Tier- und Pflanzenarten, die hier auf kleinstem Raum vorkommen. Die Arten sind vielfach vom Aussterben bedroht und haben hier ihren Ersatzlebensraum gefunden. Neben der Naherholungsfunktion werden die Flächen auch zur Umweltbildung genutzt.
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Was ist Industrienatur?
Als Industrienatur werden Lebensgemeinschaften definiert, die sich auf Flächen der ehemaligen Montanindustrie, auf brachgefallenen Gleisanlagen, Bahnhöfen und Gewerbeflächen mit technogenen Substraten, wie Schlacken, Aschen, Stäuben, Schlämmen, Bauschutt oder Bergematerial, entwickelt haben. Diese trocken-warmen und nährstoffarmen Standorte sind in der Stadtlandschaft selten geworden.
Zur Industrienatur gehören auch Bergsenkungsgebiete wie der Beversee in Bergkamen und das Naturschutzgebiet Hallerey in Dortmund, die sich zu wertvollen Ersatzlebensräumen in der verdichteten Stadtlandschaft entwickelt haben.
Eingefärbt (Kopie 1)
Mitwirkende Schulen
Route Industrienatur
Einzigartige Natur
Durch den Bergbau sind im Ruhrgebiet viele Halden und Bergsenkungsgebiete entstanden. Im Zuge des Strukturwandels wurden in den letzten 50 Jahren viele Industriestandorte stillgelegt. Auf diesen Flächen hat sich eine besondere Natur – die Industrienatur – entwickelt. Das Projekt LELINA findet an fünf an der Route Industrienatur gelegenen Standorten statt.
Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1989 - 1999 wurde eine Themenroute der Industrienatur konzipiert, die 19 spannende Flächen im gesamten Ruhrgebiet präsentiert. Die Vielfalt der Standorte reicht von wüstenartig anmutenden Schlackenfeldern bis zu üppigen, dicht zugewachsenen Industriewäldern. Man findet farbenprächtige Blütenmeere und skurrile Einzelformen. Infotafeln erläutern die Besonderheiten vor Ort und der Regionalverband Ruhr ermöglicht den Besuchenden auf den etwa 75 Jahresführungen unvergessliche Naturerlebnisse.










